Kunst mit Tiefgang und Lebensmut

Malerin und Holzbildhauerin Jutta Faßhauer-Jung stellt im Stöffel-Park aus
(Text und Foto: Tatjana Steindorf)

Malerin und Holzbildhauerin Jutta Faßhauer-Jung stellt im Stöffel-Park aus

Bodenständig, echt, wertschätzend, lebenslustig: So wie Jutta Faßhauer-Jung auftritt, so wirken auch ihre Kunst(hand)werke. Gerade zeigt die Stockum-Püschenerin im Nachbardorf, in Enspel, einige Exemplare ihres Schaffens unter dem Titel „Nichtsdestotrotz“. Mit  ansprechenden Worten eröffnete dort Markus Hof (Vorsitzender des Zweckverbands Stöffel-Park und Bürgermeister der VG Westerburg) die Ausstellung im Café Kohleschuppen.

Handwerk ist die Basis ihre Arbeit  

Als Kunstexperten sieht Hof sich nicht, „nichtsdestotrotz“ haben insbesondere zwei Kunstwerke von Jutta Faßhauer-Jung in seinen Augen eine besondere Bedeutung, wie er anschaulich erläutert (siehe Kasten/siehe unten). Bewegt ergreift die Künstlerin das Wort und blickt zunächst kurz zurück:  

Die gebürtige Höhnerin hat 1986 in Rennerod ihre Ausbildung zur Holzbildhauerin begonnen. „Dieter Weingarten wollte eigentlich keinen mehr ausbilden, aber ich blieb hartnäckig. Er wusste halt noch nicht, dass es gut passt mit uns“, schildert Faßhauer-Jung mit ihrer humorvollen Art und hat gleich die Sympathien und Lacher auf ihrer Seite. Ihre Entwicklung „ging von der Darstellung des Schönen hin zu Bildern, in denen etwas drin steckt“, so formuliert sie es bereits in ihrer Einladung zur Ausstellung.

Urvertrauen und Lebensmut  

Die Natur sowie der Mensch samt seiner Schrift beschäftigen Faßhauer-Jung. Und in ganz unterschiedlicher Form ist Holz mit verarbeitet oder bildet allein die Grundlage ihrer Werke.

Nicht Perfektion, sondern Veränderung ist ihr Thema. Denn „alles ist dem Lauf der Zeit unterworfen“. Trotz bröckelnder Strukturen und Bruchstücken ist ein Urvertrauen wahrzunehmen und Lebensmut – „Nichtsdestotrotz“!

Veränderung als kreativer Akt

„Das Vergangene geht immer wieder in Neues über.“ Dieses Statement ist neben den Bildern an der Wand zu lesen und wird von der Künstlerin kreativ umgesetzt: Dafür steht unter anderem ihr Bild, das Glasbruchstücke der abgerissenen Kirche in Pottum aufnimmt. (Eine Pottumerin hatte sie um eine künstlerische Verwendung gebeten.)

Neben Bildern und Mischtechniken finden sich reine Holzskulpturen: Ein Druckstock aus Holz, der den „Sonnenmond“ darstellt, fasziniert. Er sowie der Acryldruck dazu sind wie viele andere Exponate käuflich zu erwerben. Beim „Fichtenwald“ treffen massives Holz und Farbe zusammen, der Rahmen ist eine alte Schranktür. Diese Künstlerin, die Mitglied im Kunstforum Westerwald ist, ist vielseitig, originell und überrascht immer wieder: Etwa mit der Auftragsarbeit in Eiche, auf der ein Symbol und der Schriftzug „Metallica“ prangen.  

Eva Giel stimmt die Gäste ein

Jutta Faßhauer-Jung ist froh, dass sich die Besucher für ihre Vernissage Zeit genommen haben und bedankt sich bei ihnen mit einem musikalischen Geschenk: Die Sängerin Eva Giel (Herzensstimme Westerwald) umrahmt das Programm mit bewegenden Liedern. Und der Stöffel-Park lädt zum Anstoßen ein – mit Wäller Secco und Orangensaft. Kunstinteressierte können sich die Ausstellung noch bis Sonntag, 18. August 2024 , im Stöffel-Park ansehen.

KASTEN

Kunst, die Denkanstöße gibt

Die Malerin und Bildhauerin Jutta Faßhauer-Jung hat das Werk „User Leu“ im VG-Verwaltungsgebäude in Westerburg geschaffen, das Menschen von hier darstellt  –, es zeige dem Betrachter auch, für wen hier eigentlich Politik gemacht werde, erklärt Bürgermeister Markus Hof. Eine wichtige Aussagekraft habe auch die von ihr geschaffene Figur Rolf Simon Schaumburgers, die beim Studienseminar zu finden ist. Der kleine jüdische Junge wurde in der NS-Zeit ermordet. Seine Statue erinnert an durch Menschen absichtlich verursachte Leidensgeschichten. Und der Anblick dieses Kindes, geschaffen aus Eichenholz, rührt an unsere Menschlichkeit. Dem kleinen Simon, wie vielen anderen auch, haben die Nazis die Staatsbürgerschaft aberkannt. Es war eines ihrer Mittel, um Menschen zu brandmarken und zu entrechten. Das sei ein wichtiger Gedankenanstoß für alle, die heute über Staatsbürgerschaften streiten, so Hof. 

Öffnungszeiten: Täglich ab 10 Uhr (montags geschlossen) ist die Ausstellung in 57647 Enspel (Stöffelstraße) im Stöffel-Park zu sehen. Ausnahmen sind möglich bei Großevents oder privaten Reservierungen. Sonn- und feiertags gibt es außerdem Kaffee und Kuchen im Café Kohleschuppen von 13 bis 18 Uhr.

Kontakt
– zum Stöffel-Park: Telefon 02661/9809800, E-Mail info@stoeffelpark.de
– zur Künstlerin: E-Mail fasshauer.jung@googlemail.com