Seit Ende Mai hatte es im Kreis Altenkirchen keine neuen Corona-Fälle gegeben. Am Dienstag (16. Juni) nun gab es mit zwei positiv Getesteten in der Verbandsgemeinde Kirchen Veränderungen in der Statistik. Nicht nur deshalb setzen die politisch Verantwortlichen im Kreis auf Vorsicht. So bleiben Kreis und Verbandsgemeinden bei ihrer grundsätzlichen Position, die Sporthallen in ihrer Trägerschaft für den außerschulischen Sport erst zum Ende der Sommerferien Mitte August zu öffnen. An dieser Linie ändert auch der Beschluss des Verbandsgemeinderates Betzdorf-Gebhardshain nichts, die große Sporthalle an der Westerwaldschule zu öffnen. Das hat zwar für Irritationen gesorgt, bleibt aber eine lokale Entscheidung. „Wir haben uns in den letzten Wochen dazu immer wieder ausgetauscht, Argumente abgewogen und tun dies weiterhin: Kreisvorstand, Bürgermeister und die jeweiligen Fachabteilungen in den Verwaltungen. Die Entscheidung, die Hallen noch nicht zu öffnen, ist nicht aus dem Bauch heraus getroffen worden. Und diese Entscheidung missachtet auch nicht die Arbeit der Sportvereine, die sich natürlich eine andere Regelung wünschen und mit ihren Dachverbänden Konzepte erarbeitet haben. Aber am Ende sind es die Träger, die die Verantwortung übernehmen und für die Umsetzung und Einhaltung der Hygienekonzepte vor Ort sorgen müssen. Und das können wir eben nicht garantieren, auch wenn wir alle uns mehr Normalität wünschen“, unterstreicht Landrat Dr. Peter Enders.
Für Enders „ist es auch schwer zu vermitteln, dass der Schulsport weiterhin verboten ist, der Vereinssport aber stattfinden soll, vor allem angesichts der Einschränkungen, mit denen die Schulen und damit auch die Familien ohnehin bereits klar kommen müssen.“ Offen bleibe auch die Frage, ob die durch den erhöhten Aerosol-Ausstoß gemäß Hygienekonzept des Landes nötigen Abstandsvorgaben von drei Metern beim Hallen-Sport jeweils eingehalten werden können. Zum Teil werden die Hallen derzeit außerdem noch als Ausweichräume für den Schulunterricht genutzt, um Abstandsregeln zu gewährleisten.
Der Weg zur Normalität gelinge nur mit vorsichtigen und langsamen Schritten und sei immer abhängig von lokalen Rahmenbedingungen. Enders macht deutlich: „Nicht jede Lockerung der Corona-Einschränkungen, die derzeit rechtlich möglich ist, lässt sich vor Ort umsetzen.“ Und: Das Infektionsrisiko bleibe. Es herrsche daher Konsens der sechs Bürgermeister der Verbandsgemeinden und des Kreisvorstandes, die Hallen noch nicht zu öffnen, um mögliche Corona-Übertragungen zu verhindern – zumal die meisten Hallen gewöhnlich ohnehin in den Sommerferien geschlossen bleiben, da Hausmeister Urlaub nehmen müssen, bauliche Unterhaltungsmaßnahmen ausgeführt werden oder die Grundreinigungen erfolgen.
Auch im Nachbarkreis Neuwied haben sich Kreis und Verbandsgemeinden sowie die Stadt Neuwied darauf verständigt, die Hallen noch nicht zu öffnen. Im Westerwaldkreis lässt der Kreis seine Hallen ebenfalls geschlossen, einzelne Verbands- und Ortsgemeinden sowie private Betreiber haben hier allerdings geöffnet.