Selterser erkundeten Stärken und Schwächen ihrer Stadt und brachten kreative Ideen ein

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Fotonachweis: Christian Schneider

Brücke, Stadtpark und mehr Grün

In vier Themengruppen erkundeten Selterser ihre Stadt, suchten nach Schwachpunkten, äußerten Wünsche und brachten kreative Ideen ein. Die Stadterkundung war Teil der „Zukunftswerkstatt“, einem breit angelegten Prozess, bei dem Bürger aktiv bei der Stadtplanung mitreden können. Man suchte jene Orte auf, bei denen Verbesserungsbedarf gesehen wurde oder Ideen vorgestellt wurden. Ein Gedanke zog sich durch alle Gruppen hindurch: „Die Menschen wollen viel mehr Grün und eine intakte Umwelt“, resümierte Stadtbürgermeister Rolf Jung.

Eine Gruppe beschäftigte sich mit dem Thema „Bauen und Wohnen“ und diskutierte teils gegensätzlich, ob Gebäude für neuen Parkraum weichen sollten. Schnell wurde klar, dass Parkflächen nur in Verbindung mit einem Verkehrskonzept betrachten werden können. Die Teilnehmer wünschten sich die Erhaltung eines stadtbildprägenden Gebäudes in der Kirchstraße, aber den Abriss von Gebäuden um die Saynstraße 13. Die Gruppe war daran interessiert, Wohnraum für Alt und Jung zu errichten, ein Konzept für die Gewässer, besonders den derzeit in Beton eingefassten Kälberbach zu entwickeln und mehr Parkmöglichkeiten am Stadthaus zu schaffen. Zwei größere Quartiere nahm man genauer unter die Lupe: Zum einen das Areal an der Bleichgasse, verbunden mit dem Wunsch nach großzügiger Grünfläche sowie altersgemischtem Wohnen, und zum anderen das Quartier Saynbachaue. Hier wurde das vorliegende städtebauliche Konzept offen und mit großer Zustimmung diskutiert. In einem Workshop am 24.8. gehen die Diskussionen weiter.

 „Eigentlich sind wir durch die Stadt gelaufen und haben versucht, uns trotz des Verkehrslärms zu verständigen“, sagte ein Teilnehmer schmunzelnd zur Themengruppe „Mobilität“. Den Teilnehmern war neben dem Verkehrslärm aufgefallen, dass viele Überquerungen mit Rollstuhl, Rollator und Kinderwagen gefährlich bis kaum möglich sind. Sie setzten sich für konsequent barrierefreie Übergänge ein. Dem Auto-Gedränge am Marktplatz begegnete die Gruppe mit der Idee einer Einbahnstraße oder sogar mit der Schließung der Rheinstraße entlang des Marktplatzes. Dies ermögliche auch eine viel bessere Gestaltung der Marktplatzfläche. Unvermeidlich schien der Gruppe das Schaffen einer Mobilitätsstation mit Parkmöglichkeit und vielleicht sogar mit einem Busbahnhof. Es wurden auch Wünsche nach einem Fahrradwegekonzept laut und dem Anschluss an den Personenverkehr der Bahn. In einem Workshop am 28.9. wird man die Ideen auf ihre Machbarkeit abklopfen und priorisieren.

Die Teilnehmer der Gruppe „Kultur, Miteinander und Soziales“ waren überrascht, wie groß das bereits bestehende Angebot ist und welch differenziertes Angebote von kirchlichen, kommunalen oder privaten Initiativen in Selters zu finden ist. Thomas Zellmer vom Planungsbüro Stadt-Land-plus fragte sich, ob sich die Institutionen vielleicht noch besser in der Öffentlichkeit zeigen könnten. An 13 Stationen spiegelte sich vielseitige Angebot wider. Wichtig war den Teilnehmern ein regelmäßiger Austausch mit der Moscheegemeinde. Zwischen Kindergarten Sonnenschein und Seniorenheim St. Franziskus fließt das kleine Bächlein „Bruchfloß“. Außerdem trennt die beiden Einrichtungen auf beiden Seiten ein hoher Zaun. Um dies zu überwinden, wünschte man sich eine direkte Brücke zwischen den Häusern, denn ein Miteinander gebe es schon. Man war sich sicher, dass eine Brücke nicht nur ein gutes Symbol wäre, sie könne diesen positiven Prozess auch stark fördern. Ein Vater berichtete sogar schon von Freundschaften zwischen Senioren und Kindergartenkindern. Im folgenden Workshop am 22.9. will man Wert legen auf die neuen, ergänzenden Ideen und jene zur Stärkung dessen, was schon gut läuft. Thomas Zellmer meinte: „In den Workshops wird es darauf ankommen, ob es gelingt, Menschen zu finden, die ihre Freizeit einbringen, um das kulturelle/soziale Angebot für alle zu erweitern“.

Eine vierte Gruppe war in Sachen „Freiraum, Plätze und Ökologie“ unterwegs. Viele Ideen sprudelten aus den Teilnehmern zur Fläche unterhalb des Zusammenflusses von Saynbach und Bruchfloß: Man wünschte sich einen Stadtgarten oder Stadtpark für gemischte Altersgruppen, von den Enkeln bis zu den Großeltern. Ein Kneipp-Becken stand auf der Wunschliste wie auch ein Skulpturenpark, eine Liegewiese, Bänke, einen Barfußpfad und Streuobstwiesen. Alle Parkanlagen der Stadt sollten entlang der Gewässer verknüpft werden und besser erkennbar sein. Der Stadtgarten sollte als Teil des Konzepts der „Essbaren Stadt Selters“ weiterentwickelt werden und so sollen auch Elemente von Nutzgärten Platz finden und Insekten anlocken. Man war sich in der Gruppe bewusst, dass hier auch ehrenamtliches Engagement bei der Pflege und Impulse durch externe Berater nötig sein werden. Diese Gruppe wird sich am 21.9. zum ersten Workshop treffen.

 „Selters hat viel erreicht, ist aber noch ein Stück hinter seinen Möglichkeiten zurück. Die Stadt kann sich entfalten entlang der Gewässer, entlang grüner Freiräume für Nachbarschaft und Quartier. Das Grüne und das Blaue in Selters kann weiter entfaltet werden“, sagte Stadtplaner Friedrich Hachenberg. „Das Grüne und das Blaue“ heißt auch ein kurzweiliger Film von 5 Minuten über die Stadterkundung. Er ist zu sehen auf der Homepage der Stadt: www.stadt-selters.de

Interessierte können auch jetzt noch in den Prozess einsteigen und sich zu Workshops bei der Stadt Selters anmelden (02626 92506510, sekretariat@stadt-selters.de)