Neues Projekt der Wir Westerwälder startet
„Verbundenheit zur Natur und die Wertschätzung für unsere Nahrungsmittel gehören zu den wichtigsten Lernzielen der Kinder in unserer Gesellschaft“, darin sind sich die drei Landräte der drei kooperierenden Landkreise Altenkirchen, Neuwied und Westerwaldkreis, Dr. Peter Enders (AK), Achim Hallerbach (NR) und Achim Schwickert (WW) einig.
„Wäller Schnecke“ – was ist das eigentlich, mag man sich fragen, wenn man den Titel liest. Die „Wäller Schnecke“ ist ein neues Projekt der Wir Westerwälder in Kooperation mit Kindergärten, Schulen, dem Kreisbauernverband und den drei Landfrauenverbänden in der Region und stellt aus jedem Landkreis Bauernhöfe vor, die als Lernorte für Kindergarten- und Schulkinder fungieren.
In Maxsain auf dem Wiesenhof der Familie Aller war in der vergangenen Woche bereits die Klasse 6b der IGS Selters zu Gast. Die Inhaber des Hofs hatten ein Feld für die Bepflanzung vorbereitet und erklärten den Sechstklässlern, worauf sie beim Setzen von Kartoffeln, Setzzwiebeln und Karotten achten müssen. Jedes Kind bekam sein eigenes kleines Stück Acker und kann nun in den kommenden Wochen das Wachstum und Gedeihen des eigenen Gemüses beobachten. Dazu gehört aber auch die Pflicht, das kultivierte Landstück zu pflegen. Auch den Bereich Milchvieh und Bullenmast lernten die Schüler kennen.
Das Wichtigste an diesem Projekt ist es, den Heranwachsenden die Bedeutung und Komplexität von Natur, Naturschutz und Lebensmittelproduktion zu vermitteln. In einem Zeitalter, in dem für viele Kinder Obst, Gemüse und Fleisch aus dem Supermarktregal kommen, fehlt auch oft die Wertschätzung für die Arbeit und die Energie, die in der Produktion dieser Lebensmittel steckt. Mit dem Projekt „Wäller Schnecke“ soll mit Hilfe der Bauernhöfe in der Region vermittelt werden, welch großartiger Wachstumsprozess und welch kleines Wunder in jeder Paprika, Gurke, Tomate, Kartoffel, aber auch im Fleisch steckt. Jede Pflanze und jedes Tier hat andere Bedürfnisse, was den Boden, den Standort und die Nahrung angeht und somit ist unsere Nahrungsmittelproduktion ein hochkomplexer Kreislauf. Wer selbst einmal Gemüsepflänzchen zu Beginn des Jahres angezogen hat, um dann mehrere Wochen oder Monate später die ersten Früchte seiner Arbeit zu ernten, der entwickelt ein völlig anderes Gefühl für den Umgang mit und auch den Preis von Lebensmitteln. In einer Zeit, in der billig produzierte Markenartikel zu völlig überhöhten Preisen ohne Murren gekauft werden, aber qualitativ gute Lebensmittel immer billiger werden sollen, ist es besonders wichtig, der nächsten Generation zu erklären, was im Leben wirklich von Bedeutung ist. Und dazu möchte die Wäller Schnecke beitragen.
Im Mai wird der nächste Hofbesuch in Dattenberg, Kreis Neuwied starten, bei dem dann auch wieder einige Kinder eigene „Landwirtschaft im Kleinen“ machen dürfen.
Marmelade wächst eben nicht fertig im Glas an den Bäumen, Kühe sind nicht lila und für den Tomatenketchup müssen vorher Tomaten angebaut, gegossen, geerntet und verarbeitet werden. Was sich jetzt überspitzt anhört, ist leider manchmal das, was als Antwort kommt, wenn man auf der Straße Menschen nach der Herkunft ihrer Nahrungsmittel befragt. Und genau dem möchte das Projekt „Wäller Schnecke“ mit seiner Arbeit entgegenwirken.