„Unternehmensnachfolge heißt Vertrauen und Loslassen“
Wirtschaftsförderung lud zur Informations-Veranstaltung beim Schallschutz-Experten sta nach Hamm ein
Das Thema „Unternehmensnachfolge“ stand im Mittelpunkt des Metall-Forums, zu dem die Wirtschaftsförderung des Kreises Altenkirchen eingeladen hatte. Veranstaltungsort war das Unternehmen sta in Hamm, Spezialist für Schallschutzsysteme im industriellen Umfeld. sta beschäftigt rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und befindet sich in den Händen der Familien Theis und Kunze. Der Generationswechsel wird gerade vollzogen.
Michael Theis ist seit Mai 2019 Mitglied der Geschäftsleitung und übernimmt 2020 die Position seines Vaters Josef, der sich allmählich aus dem Unternehmen zurückzieht. „Es geht um Vertrauen und Loslassen“, beschrieb Josef Theis den gleitenden Übergabeprozess, nachdem er die Historie des Unternehmens vorgestellt hatte.
Bei der Familie Kunze steht die Übergabe von Vater Roger auf Sohn Daniel erst in ein paar Jahren an. Zurzeit hat Daniel Kunze die kaufmännische Leitung inne. Er legte dar, wie der Gesellschaftsvertrag angepasst wurde. Beide Nachfolger sind bereits seit vielen Jahren in das Unternehmen eingebunden. Michael Theis, der bei der Veranstaltung die Produkte des Unternehmens vorstellte, stieg nach seiner Ausbildung in die Firma ein. Er begann in der Fertigung bzw. auf Montage. Später wechselte er in den Vertrieb. Daniel Kunze hat als Jugendlicher schon in seinen Schul- und Semesterferien im Unternehmen gearbeitet. Beide wurden und werden auf ihre künftigen Aufgaben als Nachfolger vorbereitet. „Unsere Väter haben den Weg geebnet“, erklärte Daniel Kunze.
Zu dieser Form des gleitenden Generationswechsels rät auch der Fachanwalt Dr. Michael Fromm aus Koblenz, der an diesem Abend die (steuer-) rechtlichen Aspekte und Tücken in der Unternehmensnachfolge beleuchtete. „Unternehmen sollten das Nachfolge-Thema nicht auf die lange Bank schieben“, so der Experte. Im schlimmsten Fall sei ein Unternehmen nicht handlungsfähig. Für die Nachfolge-Phase müsse man fünf bis zehn Jahre einplanen.
Dr. Fromm appellierte, lebzeitige Vorsorgemaßnahmen zu treffen und beleuchtete gesellschaftsrechtliche und steuerrechtliche Aspekte bei der Nachfolge sowie Liquiditätsgefahren, beispielsweise durch Pflichtteilsansprüche. Eine „Familienverfassung“ sei ratsam, wenn sie von allen getragen und gelebt werde, rechtlich bindend sei sie jedoch nicht.
Seiner Meinung, dass es eines schlüssigen Konzepts und eines klaren Fahrplans für den Nachfolgeprozess bedarf, schloss sich der zweite Referent des Abends, Mittelstandslotse des Landes Rheinland-Pfalz, Prof. Dr. Manfred Becker, an.
Prof. Becker bedauerte, dass das gesellschaftliche Ansehen des Unternehmers gesunken sei und sich die bürokratischen Rahmen-Bedingungen verschlechtert hätten. Beides mache die Nachfolge für junge Menschen nicht attraktiv. Auch die Risikobereitschaft sei heute nicht mehr so hoch. In diesem Zusammenhang ging Prof. Becker auch auf die Persönlichkeit ein, die ein Unternehmer mitbringen müsse, ebenso wie auf die Unterschiede zwischen den Generationen. Zudem beleuchtete er die nicht zu unterschätzende emotionale Seite der Unternehmensnachfolge. Schließlich gehe es oftmals darum, sein unternehmerisches Lebenswerk in die Hände des Nachfolgers zu legen.
Lars Kober, Leiter der Wirtschaftsförderung, der durch das Programm führte, betonte, wie wichtig es sei, bei der Übergabe auch die Belegschaft „mitzunehmen“. Eine Nachfolge könne ohne die Unterstützung der Mitarbeiter nicht gelingen.
Abschließend nutzten die zahlreichen Teilnehmer die Gelegenheit zu einem Betriebsrundgang durch das Unternehmen sta. Weltweit sorgen die Anlagen von sta für die Schallreduktion im industriellen Umfeld. Durch den Einbau von Lärmschutzwänden, individuellen Maschineneinhausungen, Pressenverkleidungen sowie Schallschutzkabinen wird der Lärmpegel in Industriebetrieben deutlich reduziert und damit die Arbeitsbedingungen und vor allem die Gesundheit der Mitarbeiter erheblich verbessert.