Besuch im Vintage Kontor Kirchen (Sieg)

Besuch im Vintage Kontor Kirchen (Sieg)
Hier zu sehen: Familie Bolz, Lars Kober, Riccarda Vitt, Sandra Köster (Bild:HTV)

Vor einem halben Jahr eröffnete Johanna Bolz in der Hauptstraße 17 in Kirchen (Sieg) das Vintage Kontor mit alten Schätzchen zum Weiterbenutzen. Nachhaltigkeit und Regionalität sind die Prinzipien der Inhaberin. Da Initiativen solcher Art zum Konzept der Regionalinitiative “Wir Westerwälder” passen, informierte sich Vorständin Sandra Köster.

Begleitet wurde Sandra Köster von den Wirtschaftsförderern Lars Kober (Kreisverwaltung) und Riccarda Vitt (VG Kirchen). Johanna Bolz erzählte, dass sie und ihr Mann Christian Wallhäuser das seit Jahren leerstehende Ladenlokal bei der Suche nach einem Lagerraum für Photovoltaik entdeckten. Der überaus interessante Laden ist angefüllt mit tausenden Haushalts-, Dekorations- und Einrichtungsgegenständen.

In dem 500 Quadratmeter großen Lager stehen viele stabile Stühle und Regale mit Geschirr, Spielzeug und Büchern. Stundenlang lässt sich herrlich stöbern nach guter Secondhand-Kleidung, Westerwälder Keramik, handgewebtem Leinen, Lampen, Puffhunden und Tortenplatten. Bolz kann zu vielen Artikeln eine Geschichte erzählen, zum Beispiel fand sie in einem Kinderservice Zeitungsstücke aus dem Jahr 1945. Von einem alten Herrn wurde ein Flügel zur Verfügung gestellt für Konzerte, damit er weiterleben und der Kommunikation dienen kann.

Neben den Altertümchen aus Haushaltsauflösungen und von Flohmärkten, führt der Laden eine Auswahl regional erzeugter Produkte, die sich als Geschenkartikel eignen sowie Graffiti-Kunst und Gutscheine.

Vintage erlebt besonders in den Städten einen Hype, deshalb betreibt Bolz auch einen Online-Handel. Dafür hat sie einen Schredder angeschafft, mit dem die von örtlichen Geschäften gespendeten Kartons, die ausschließlich zum Verpacken verwendet werden, zu umweltfreundlichem, stabilem Dämmmaterial zerkleinert werden können.

Mit lösungsmittelfreien Farben kann alten Möbeln ein modernes Aussehen verliehen werden. Außer einer großen Farbpalette und Tapeten bieten die Unternehmer Beratung für das nachhaltigkeitsfördernde Upcycling. In Workshops lässt sich Stuhl-Upcycling und Filzen erlernen.

Im mobil gestaltbaren Event-Bereich lassen sich Sofa- und Wohnzimmerkonzerte für bis zu 60 Personen durchführen. Vor dem englischen Kamin fand ein Weihnachtsshooting mit Kindern statt.

Gerade wird in einer Ecke des Lagers eine Poggenpohl-Küche Modell 1000 aus den 50er Jahren eingebaut. Das Modell war die erste Einbauküche mit passenden Modulen und ausziehbarer Platte für die Brotschneidemaschine.

Für Menschen der Boomer-Generation ist der Besuch eine Begegnung mit der Kindheit. Die Kunden kommen zum Teil von weit her und haben viele Geschichten zu erzählen. Da der Warenbestand sich ständig ändert, lohnt sich das Wiederkommen und Schauen.

Text und Bild: Helmi Tischler-Venter für den AK-Kurier