Joe Bausch entführte seine Zuhörer auf Schloss Arenfels in den Gefängnis-Alltag
In der letzten Veranstaltung nach zwei großartigen Wochen mit tollen Autoren beim Krimifestival „Mordsregion Westerwald“ war Tatort-Pathologe und Autor Joe Bausch zu Gast, der seit 32 Jahren als Arzt im Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses nur mit den ganz schweren Fällen zu tun hat. Aus den Erfahrungen in dieser Tätigkeit sind inzwischen drei Bücher entstanden, aus den beiden letzten Werken „Gangster-Blues“ und „Maxima Culpa“ trug er im Rahmen der Veranstaltung vor. Zuvor hatten Micha Krämer, stellvertretend für die Wäller Rumkugeln e.V. und auch Landrat Dr. Peter Enders (Kreis Altenkirchen), stellvertretend für sein beiden Westerwälder Landratskollegen Achim Hallerbach (Kreis Neuwied) und Achim Schwickert (Westerwaldkreis) die finale Veranstaltung eröffnet und eine positive Bilanz des ersten Westerwälder Krimifestivals gezogen.
Bevor Joe Bausch loslegen konnte, musste er allerdings Micha Krämer noch Rede und Antwort stehen. Es ging darum, wie man als Mediziner ausgerechnet in den Hochsicherheitstrakt gelangt und wie man dann von da aus noch Fernsehstar im Tatort wird. Bausch erzählte, dass er nach einigen Jahren als Venenspezialist in Kontakt mit den RAF-Terroristinnen im Hungerstreik kam – Frauen, die härter waren als die Kerle. Die Konfrontation mit der Historie und die Abwechslung in der Tätigkeit als Gefängnisarzt waren das, was er gesucht hat. Über eine Beratungsanfrage für die Maske landete Bausch schließlich als Pathologe Dr. Roth im Tatort, wo er seit 26 Jahren regelmäßig in Erscheinung tritt. Warum aber schreibt man dann auch noch Bücher, wollte Micha Krämer wissen. Als Grund erklärte Joe Bausch, dass er in Talkshows und Sendungen nicht die Möglichkeit hat, die Verbrecher ehrlich zu präsentieren.
Sein zweites Buch „Gangster-Blues“ besteht aus „zugelaufenen“ Geschichten: Geschichten, die ihm die Verbrecher von sich aus erzählt haben. Bausch gab seinen Gästen auf lockere, unterhaltsame Art noch Tipps für eine eventuelle Karriere als Straftäter. Zum Abschluss las er noch aus der Geschichte „Die Beifahrerin“ aus „Maxima Culpa“, seinem neusten Werk .
Fazit des Abends waren 150 hervorragend unterhaltene Zuschauer, ein großer Stapel verkaufte und vom Autor signierte Bücher und ein Fazit, mit dem Bausch seine Gäste in den Abend entließ. Er hat zeitlebens für einen humanen und menschenwürdigen Strafvollzug gekämpft, doch musste auch er erkennen, dass man niemals alle erreicht und dass es immer nicht therapierbare Täter geben wird.
Die Veranstalter des ersten Westerwälder Krimifestivals, die Gemeinschaftsinitiative Wir Westerwälder und die Wäller Rumkugeln e.V. aus Betzdorf, äußerten sich sehr erfreut über die große Besucherresonanz. „Wir freuen uns darüber, dass wir so vielen heimischen Autorinnen und Autoren eine Bühne in unserer wunderschönen Region bieten konnten und darüber, dass so viele Besucher von diesem kulturellen Angebot im Westerwald Gebrauch gemacht haben,“ so Sandra Köster, Vorständin Wir Westerwälder. „Unser großer Dank gilt allen Mitwirkenden für ihre Unterstützung.“