Das Hightech Leben von Flora und Fauna – Webinar von Palette M

Das Hightech Leben von Flora und Fauna – Webinar von Palette M
Electric Ecosystem Cover

Die Neugier war groß, und 40 Teilnehmer folgten einer Einladung von Palette M zu einem Webinar über “das Hightech-Leben von Flora und Fauna”. Initiiert und moderiert wurde die Veranstaltung von Roland Böhringer aus Bachenberg , der das Werk des niederländischen Autors Sander Funneman aufgrund seiner Aktualität einem breiteren deutschen Publikum bekannt machen möchte. Familie Funneman fühlt sich dem Westerwald verbunden und hat in der Nähe von Altenkirchen seit Jahren ein Ferienhaus, ein ruhiger Ort wo auch das Schreiben gut möglich ist.

Das elektrische Ökosystem

Grundlage für das Webinar war das Buch “Electric Ecosystem“, das in wissenschaftlichen Kreisen in den Niederlanden gut aufgenommen wurde und zur Zeit ins Deutsche übersetzt wird.

Eine Welt ohne Strom können wir uns heute gar nicht mehr vorstellen. Ein Leben ohne Kühlschrank, Elektroherd, Warmwasser, Radio, Fernsehen und dann Computer und mobile Kommunikation? Das alles ist für uns so selbstverständlich, dass wir kaum darüber nachdenken, dass die Grundlagen für all diese Technologien nur 150 Jahre zurückliegen. Im Jahr 1881 stand die Pariser Weltausstellung unter dem Motto “Internationale Ausstellung der Elektrizität” und zeigte zum Beispiel Edisons elektrische Glühbirne.

Heute lernt jedes Kind in der Schule, dass Strom mit großem Aufwand erzeugt werden muss, bevor er in die Steckdose kommt. Kohle, Gas, Öl sind natürliche – aber mengenmäßig begrenzte – Energiespeicher.

Fast zeitgleich mit der technischen Nutzung der Elektrizität entwickelte der 1924 mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnete Willem Einthoven den Elektro-Kardiographen, und im selben Jahr wurden an der Universität Jena erstmals die elektrischen Impulse des menschlichen Gehirns aufgezeichnet. Wenig später rückte auch das Magnetfeld des menschlichen Gehirns ins Blickfeld der Mediziner. All diesen “Entdeckungen” gehen immer Jahrzehnte der Forschung voraus.

Sander Funneman hat in seinem Buch “Das elektrische Ökosystem” Jahrzehnte des Forschens zusammengefasst. Als Beobachter, Forscher, Fragesteller und Entdecker beschreibt er ein subtiles, fast unsichtbares Geschehen, das wie ein feinst gewobenes Netz alles Leben durchwirkt, verbindet, erdet. Aber nein, unsichtbar ist es eigentlich nicht. Das elektrische Ökosystem ist überall präsent. Äußerst effizient. Höchst effektiv. Es gäbe kein Leben um uns herum und auch uns nicht, wenn es die Elektrizität im Ökosystem nicht gäbe.

Sander Funneman präsentiert Bakterienkolonien als ein Gebilde, das allein durch seine geometrische Schönheit und Eleganz besticht. Doch nach Sanders Erzählung über die bakterielle Gemeinschaft, die elektrische Organisation ihrer “kollektiven Organismen”, bleibt nur noch das Staunen: Eine Bakterienkolonie beispielsweise bildet in einem Umweltsystem arbeitsteilige Bereiche; die einen leben im Sediment, die anderen arbeiten oben an der Oberfläche in der Luft; wieder andere dazwischen. Die Bereiche kommunizieren elektrisch über sichtbare “Leitungen” miteinander. Die Bodenarbeiter dieser Kolonie haben immer genug Luft und die Luftarbeiter müssen dank der Bodenarbeiter nie hungern. So sieht der Strom des Lebens in der Realität aus. Raiffeisen hätte wohl seine Freude daran gehabt, nach dem Motto: “Was einer nicht schafft, das schaffen viele.”

Vor allem aber sehen Sander und seine Frau den Menschen eng und existentiell mit diesem elektrischen Netz ver- und in dieses Netz eingebunden. Da sind unsere Sinnesorgane, die elektromagnetische Impulse aufnehmen; da ist unsere Haut mit ihren spiraligen Schweißdrüsen, die als Antennen funktionieren; da ist die salzige kraniosakrale Flüssigkeit, die als elektrisch leitendes Medium unser Gehirn umgibt. Sanders Entdeckungen und Beschreibungen zeigen eine bislang weitgehend unbekannte Welt. Voller Wunder. Arbeit, die Wissen schafft.

Elektrizität, ihre industrielle Erzeugung, ihre technische, kulturelle und medizinische Nutzung ist für uns heute ein allgegenwärtiges Phänomen, um das wir uns im Alltag eigentlich wenig Gedanken machen. Mit den Überlegungen und Diskussionen um die „Grenzen des Wachstums“ lernen wir seit einigen Jahrzehnten kollektiv, unseren Umgang mit Natur, mit Menschen, Tieren, Pflanzen, natürlichen Ressourcen – kurz unser Verhältnis zu Mutter Erde zu hinterfragen.

Sanders Ausführungen über das elektrische Ökosystem – und dabei nicht nur über dessen Funktionsweise, sondern seiner Lebensweise – sind ein bedeutender Meilenstein auf unserem Weg, mit Natur, Menschen, Erde einen friedvollen Zusammenklang zu finden.

Veranstaltung:

Aufgrund der guten Resonanz und des hochaktuellen Inhalts lädt Palette M aus Rodenbach  nun zu einem zweiten Webinar am Samstag 24. Juli um 20 Uhr ein. Der Abend findet in Englisch statt, teilweise mit Übersetzungen ins Deutsche.   Anmeldung bis 22.Juli unter www.palette-m.de

Darüber hinaus haben die Funnemans versprochen, dass der erste Launch der deutschen Version des Buches im Westerwald stattfinden wird!

Hille Bomheuer
Pädagogin für BioKommunikation