Sandra Köster, Vorständin des Regionalvermarktungsprojekts “Wir Westerwälder”, das die drei Landkreise Altenkirchen, Neuwied und Westerwaldkreis umfasst, erläuterte bei einem Gespräch mit Landrat Dr. Peter Enders und Autor Micha Krämer die Funktion des Zusammenschlusses.
Vermarktet werde alles, was die Region attraktiv und einzigartig macht. Nach dem Thema Landwirtschaft, zu dem die Kuriere aus jedem Landkreis einen modernen Bauernhof vorstellten, werden – an die im April startenden Westerwälder Literaturtage angebunden – Schriftsteller vorgestellt, die den Facettenreichtum des Literaturbetriebs personifizieren.
Der Altenkirchener Landrat Dr. Enders freut sich, zum Thema „Heimat“ seinen Freund, den Kausener Autor Micha Krämer zu empfehlen. Er sei „Botschafter für unsere Region, der mit seinen Büchern den Leuten Lust macht, hierher zu kommen.“ Das ist bewiesen, denn Krämers Fan-Gemeinde nimmt weite Anfahrten zu dessen Lesungen auf sich. Selbst Übernachtungen und Führungen durch Betzdorf hat der Schriftsteller für seine Hardcore-Fans schon organisiert. Seine Krimibus-Touren, die ab August wieder stattfinden sollen, sind bereits weitgehend ausverkauft.
Das Schreiben begann für Krämer mit zwei Jugendbüchern, die er 2009 eigentlich nur für seine eigenen Kinder schrieb. Der Erfolg der Premierenwerke war überwältigend und total überraschend. Danach erschienen der Roman „Keltenring“ und als Beitrag für das Betzdorfer Krimifestival der Krimi „Tod im Lokschuppen“, in dem der verwunschene alte Lokschuppen in Betzdorf und die junge Kommissarin Nina Moretti die Hauptrollen spielen. Zur Premierenlesung dieses Buchs gab es einen Sektempfang in der Halle des Beerdigungsinstituts, in dem normaler Weise Oldtimer stehen sowie eine Urne mit dem Auto des Autors.
Bei der nächtlichen Lesung zu „Tod im Lokschuppen“ lernte Micha Krämer den lange im Westerwald lebenden Schriftsteller Klaus-Peter Wolf kennen, der mit seinen Ostfriesland-Krimis berühmt geworden ist. Diesem Kollegen habe er durch seine Vermittlung an den Niemeyer-Verlag sehr viel zu verdanken, erzählt Krämer.
Die Kreativität und Agilität Krämers ist grenzenlos: Vor jeder Lesung werden ein Film gedreht und eine Laser-Show und Musikeinlagen konzipiert, denn Krämer ist auch Musiker. Bei Bedarf wird ein spezielles Auto gekauft – so nennt Krämer einen grün-weißen Polizei-Käfer mit Blaulicht sein Eigen, mit dem er effektvoll auf die Bühne fuhr. Die eigentliche Lesung ist immer kurzweilig und dauert nur eine Dreiviertelstunde. Jedes Jahr wird ein Kalender zum Thema „Westerwaldkrimi“ gestaltet nach Krämers Motto: „Man muss den Leuten etwas bieten.“
Die im letzten Jahr ausgefallenen Lesungen, Touren und Messen fehlen dem Autor, der am liebsten eine Ferienwohnung an der Küste als Rückzugsort hätte. In dem Corona-Jahr liefen E-Books besser als Print-Ausgaben.
In seinen Nordsee-Krimis macht der Autor Werbung für spukige Locations und Westerwald-Produkte wie für den eigens dafür kreierten „Vater Heins Birne Schoko Feinster Likör“. Zwei- bis dreimal jährlich verbringt Micha Krämer Zeit zum Schreiben an der Nordsee. Der erste Nordsee-Krimi „Sand im Schuh“ erzählte eine Geschichte, die nur bei Sturm auf einer autofreien Insel spielen konnte, daher ist der Tatort die Nordseeinsel Langeoog. Das Buch verkaufte sich so gut, dass der Verleger auf der Buchmesse in Leipzig nach dem nächsten Band fragte. So schrieb Krämer locker-leichte Kriminalromane weiter. Auch „Sand in der Kimme“ läuft supergut. Die Krimi-Serie hat inzwischen Kultstatus.
In seinem neuen Krimi verbindet Krämer den Westerwald mit der Küste, indem er eine Betzdorfer Reisegruppe nach Langeoog fahren lässt. Auch Dr. Enders wird in dem Buch eine Rolle spielen, ob in seiner Funktion als Landrat, in seinem Beruf als Arzt, als Opfer oder in einer anderen Rolle, wird nicht verraten. woti