Alex Beer las im Finale der Westerwälder Literaturtage im Alten Bahnhof in Puderbach

Alex Beer las im Finale der Westerwälder Literaturtage im Alten Bahnhof in Puderbach

In einem grandiosen Finale einer langen Reihe hochkarätiger Veranstaltungen war Alex Beer am 22. Oktober im Alten Bahnhof in Puderbach zu Gast. Sie stellte dort den sechsten Band um ihren kauzigen Wiener Kommissar August Emmerich vor, der im Jahr 1923 im Wien der Nachkriegszeit spielt.

Nach der Begrüßung, bei der sich Vorständin Sandra Köster bei allen Beteiligten, insbesondere der Programmleiterin Katharina Roßbach bedankte, erklärte die Autorin zunächst etwas zu den Begriffen, die sie manchmal ganz automatisch in ihren Büchern verwendet, die aber in Deutschland niemand kennt. Sie forderte die Gäste auf, sich ruhig zu melden, wenn ihnen etwas fremd vorkomme.

„Die weiße Stunde“ spielt in einem von Armut und Trauer um Tote geprägten Wien im Jahr 1923. Marita Hofmeister, eine der Damen der gehobenen Gesellschaft, liegt mit einem kleinen „Damenspitz“ (Schwips) und hat das Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Noch bevor sie sich sicher sein kann, wird sie plötzlich gepackt … und es sei verraten, dass sie nicht überlebt. Hier warf die Autorin ein, dass es ihr mit zunehmendem Alter immer schwerer fällt, Leute umzubringen und sie gleichzeitig ihre eigenen Urängste – wie zum Beispiel Arme und Beine aus dem Bett hängen zu lassen – in ihren Krimis verarbeitet.
Im zweiten Teil der Lesung kam dann August Emmerich ins Spiel. Ihr Kommissar passt so richtig in kein Raster, er ist ein schwieriger, kantiger Charakter, der gerade wieder in die Schule seines Sohnes zitiert wurde, da das Kind fluche „wie ein Kesselflicker“ und er ein schlechtes Vorbild sei. Denn auch wenn im Wien der „reichen Leute“ wohnt, so kommt er von ganz unten. Er wurde als Baby ausgesetzt und wuchs in extrem schlechten Zuständen in einem Wiener Waisenhaus auf, in denen zu dieser Zeit mehr als 60% der Kinder starben. Emmerich war eines der wenigen Kinder, die überlebten und er ging ursprünglich zur Polizei, um seine Eltern zu finden. Gefunden hat er sie dann auch,  seine Mutter war aber bereits tot, jedoch stellte sich heraus, dass er der Ergebnis einer außerehelichen Liaison zwischen ihr und einem Baron ist, dessen Villa er dann auch erbte. In dem inzwischen verfallenen Haus lebt er nun mit seinen drei Stiefkindern und der ehemaligen Strip-Tänzerin und Zeugin Irina, die ihm im Haushalt hilft. Emmerich ist ein Charakter, der auch das Gesetz bricht, wenn er es für nötig hält, um die Gerechtigkeit wieder herzustellen. Da ist sein Kollege Ferdinand Winter ganz anders. Seine Verabredung mit einer jungen Frau aus der gehobenen Gesellschaft bringt Emmerich auf die Idee, dass er über Klatsch und Tratsch etwas mehr über das Opfer herausfinden könnte, da bisher alle Ermittlungsansätze im Sande verlaufen sind. Das Rendezvous artet aus und Ferdinand Winter kommt mit „RestFett“ (einem Kater) in die Morgenbesprechung, in die plötzlich der ehemalige Leiter von „Leib und Leben“ platzt, der in dem aktuellen Fall eine Parallele zu seinem letzten Fall, den er nie lösen konnte, sieht. Als Emmerich und Winter sich die Unterlagen holen wollen, behauptet er auf einmal: „Ich weiß, wer es war, ich konnte es nur nie beweisen.“

Mit diesem Satz beendete Alex Beer ihre Lesung und erntete viel Applaus für eine extrem unterhaltsame Lesung mit vielen interessanten Informationen aus einer wenig bekannten Zeit.